Verbreitung der Herz-Jesu-Andacht

in Deutschland und Österreich

In Deutschland fand die Verehrung anfänglich weniger Anhänger als in Frankreich. Sie scheint hier mehr eine Frömmigkeitsbewegung der bürgerlichen Schichten gewesen zu sein. Der Adel und die hohe Gesellschaft dagegen hielten nicht viel vom Herz-Jesu-Kult. Die Herz-Jesu-Verehrung blieb daher zuerst meistens auf die Grenzgebiete zu Frankreich beschränkt. Es gab jedoch Regionen wie Oberschwaben, wo der Kult eine besonders starke Ausprägung erfuhr.

Auch in Österreich war die staatliche Meinung gegen die neue Andacht eingestellt. Kaiserin Maria Theresia lehnte den Herz-Jesu-Kult ab mit der Bemerkung, dass sie lieber den ganzen Heiland anbete, als nur sein Herz. Ihr Sohn Joseph II. bekämpfte die Herz-Jesu-Andacht als eine „sinnliche Vorstellung in der Religion“.

Im Jahre 1781 verbot er, Herz-Jesu-Andachtsbücher zu drucken und setzte die Abhaltung von Herz-Jesu-Andachten unter Strafe.

Trotz der Tatsache, dass die Herz-Jesu-Verehrung als „Lieblingsandacht der Jesuiten“ galt und auch als jesuitische Erfindung verteufelt wurde, konnten neben der Gesellschaft Jesu auch mehrere andere Orden zur Verbreitung der „Andacht zum Herzen des Erlösers“ beitragen. Besonders Frauenorden, wie die Ursulinen und natürlich Margareta Marias Heimsuchungsorden, wären hier zu nennen.

Um 1690 wurde in Wien die erste deutsche Herz-Jesu-Bruderschaft am Kloster der Ursulinen errichtet. 1701 folgte die Gründung einer Bruderschaft in Breslau, 1705 in Augsburg und ziemlich bald mehrten sie sich überall im deutschen Sprachraum. Ab dem Jahre 1713 kam es zur schrittweisen Billigung des Herz-Jesu-Festes in Deutschland. Es entstanden damals auch die ersten Herz-Jesu-Kirchen: Eichstätt (1719), Ehingen (1719) und Augsburg.

Während der Französischen Revolution mussten viele Ordensgeistliche aus Frankreich fliehen. Sie brachten, als sie nach Deutschland kamen, auch die Herz-Jesu-Andacht mit und halfen diese hier heimisch zu machen. Per Gesetz waren 1792 in Frankreich alle Bruderschaften verboten worden und viele deutsche Bruderschaften gingen mit der Säkularisation unter. Ab 1803 konnten sich di Herz-Jesu-Bruderschaften in Frankreich wieder formieren und der Mainzer Bischof Colmar (+ 1818), der aus dem Elsass stammte, liess die in der Säkularisation untergegangene Herz-Jesu-Bruderschaft im Jahre 1803 wieder ins Leben rufen. Auch sonst brachte dieser Bischof viele französische Herz-Jesu-Einflüsse ins Rheinland.

 

Quelle: Herz Jesu, ich vertraue auf Dich! – Karl Schaffer – Hrsg.: Deutsche Vereinigung für ein Christliche Kultur (DVCK) e.V., Frankfurt am Main