Tagesheilige – 13. Dezember: Hl. Ottilie

Hl. Odilia (Ottilie)
Gründerin, Äbtissin CanAug
Geboren: um 660 im Elsaß, Frankreich
Gestorben: 720 in Niedermünster, Elsaß, Frankreich
Patronin des Elsaß; der Blinden; gegen Augenkrankheiten;
gegen Ohren- und Kopfleiden
Den „heiligen Berg des Elsaß“ nennt man den Berg
Sainte-Odile, wenige Kilometer südlich von Straßburg. Schon Johann Wolfgang von
Goethe schloss sich dem Pilgerstrom an, der sich seit Jahrhunderten bis zum
heutigen Tag hier herauf bewegt. Das Grab der Odilia ist immer noch eine der
berühmtesten Wallfahrtsstätten in Frankreich. Vor allem Augenkranke und blinde
Menschen versprechen sich Heilung durch die Patronin der Augen. Warum trägt
Odilia dieses Patronat?
Die Überlieferung berichtet, dass Odilia um das Jahr 660 blind
zur Welt kam. Ihr Vater, der elsässische Herzog Athich, wollte seine Tochter
deswegen ermorden lasse, um  seiner
Familie die „Schande“ zu ersparen. Der Mutter Bethsvinda gelang es, das Kind zu
retten; sie übergab es einer Amme im Kloster Baume-les-Dames zur weiteren
Erziehung. Nach der Legende soll das Mädchen dann später, im Augenblick der
Taufe durch den Bischof, das Augenlicht erlangt haben. Der weitere Lebensbericht
Odilias beruht größtenteils auf Legenden. Danach wurde Odilia Jahre später von
ihrem Bruder aus dem Kloster geholt und auf die elterliche Burg zurückgebracht.
Als der Vater seine Tochter erblickte, schlug er seinen Sohn so schwer, dass
dieser tot zu Boden stürtzte. Odilia soll den Jungen daraufhin wieder zum Leben
erweckt haben, musste dann aber vor ihrem wütenden Vater fliehen. Auf der
Flucht öffnete sich vor Odilia plötzlich ein Felsspalt (in der Nähe von Freiburg i. Br.), in dem sie sich
verbergen konnte. Herabstürzende Felsbrocken verwundeten ihren Vater schwer.
Als Odilia den Herzog nach Jahren erneut aufsuchte, hatte der
kranke Mann nur noch den Wunsch, sich mit seiner Tochter zu versöhnen. Er
schenkte Odilia die Hohenburg bei Straßburg, damit sie dort ein Kloster
errichten konnte. Odilia wurde die erste Äbtissin dieser Gründung aus dem Jahr
690, ihr Vater und ihre Mutter lebten beide bis an ihr Lebensende hier im
Kloster Odilienberg.
Rund zehn Jahre nach der Gründung des
Augustiner-Chrofrauenstiftes oben auf den Berg gründete Odilia am Fuß des
Odilienberges ein zweites Kloster, die Frauenabtei Niedermünster. Von dieser
Stiftung sind heute nur noch Ruinen vorhanden, nachdem ein verheerendes Feuer
die Klostergebäude und die große Abteikirche 1542 vernichtet hat. Von der
Kirche stehen noch  Säulen, Türme und das
Portal Noch heute fließt Wasser aus der Quelle, der seit Odilias Zeiten
Heilkraft bei Augenleiden nachgesagt wird.
Auch über den Tod Odilias gibt es eine Legende: Danach soll
die Äbtissin ihren nahenden Tod gespürt und ihre Schwestern zum Gebet in die
Kirche geschickt haben. Als die Nonnen zurückkehrten, lag Odilia tot auf den
Boden. Auf die innigen Gebete der Schwestern hin erwachte die Äbtissin wieder
und sagte zu den weinenden Frauen: „Warum beunruhigt ihr euch? Luzia war bei
mir, und ich sah und hörte, was man mit Augen nicht sehen, mit Ohren nicht
hören, sondern nur mit dem Herzen wahrnehmen kann.“ Dann ergriff Odilia selbst
einen Kelch, nahm die Heilige Kommunion und starb. Das Jahr ihres Todes war
wohl 720. Der Kelch Odilias wurde noch lange auf den Odilienberg gezeigt.
Ihre letzte Ruhestätte fand die Klostergründerin und
Äbtissin in ihrer Stiftung auf dem Odilienberg. Der Ruhm ihre beiden Klöster
drang bald weit über die Grenzen des Elsaß hinaus, und Odilia wurde zu einer
der Meistverehrten Heiligen des Mittelalters. Papst Pius VII. ernannte Odilia
1807 zur Patronin des Elsaß.
Kloster Odilienberg im Elsass
Verehrung/Brauchtum: Die
Wallfahrt auf dem Odilienberg nimmt weiterhin ständig zu. Lange Zeit gab es dort den Brauch, Pilger aus
dem Kelch von Odilia trinken zu lassen; daher rührt auch das manchmal
erscheinende Attribut Kelch bei Odilia. Aus Verehrung für Odilia wurden auf
zahlreichen Bergen und an vielen Quellen Odilienkapellen errichtet, da man die
Orte jeweils für heilkräftig hielt.
Die Pilger von St. Odile
Gustave Brion (1824-1877)
Darstellung: Odilia
ist auf den meisten Darstellungen im Zisterzienserinnenordensgewand zu sehen;
manchmal trägt sie aber auch das Kleid der Benediktinerinnen oder der
Augustinerinnen. Selten nur wurde Odilia in weltlicher Kleidung abgebildet, so auf einem Glasgemälde aus dem 13. Jh. im
Straßburger Münster. Das häufigste Attribut von Odilia sind zwei Augen; auch
mit Hahn, Kelch, Stab und Buch wurde die Äbtissin dargestellt. Im Straßburger
Münster ist ein Wandteppich aus dem 14. Jh. zu sehen, der Szenen aus dem Leben
Odilias zeigt. Die Szene wie Odilia ihren Vater durch ihr Gebet aus dem
Fegefeuer erlöst, zeigt ein Fresko aus dem 12. Jh. in der Galluskirche in
Ladenburg.
Quelle:
Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf – Schauber-Schindler – Pattloch-Verlag
Die Pilger von St. Odile Gustave Brion (1824-1877) Musée d’Unterlinden, Colmar,
Frankreich / Giraudon / The Bridgeman Art Library.