Sorgen und Freuden zu Weihnachten

Dass dieses Jahr aufgrund Corona das Weihnachtsfest anders ausfallen wird, wie wir es gewohnt sind, muss nicht näher erläutert werden.
Insbesondere die Ungewissheit, in der wir leben, kann für mache belastend und ein Grund zur Traurigkeit sein.
Deshalb möchte ich Ihnen heute einen Text zum Lesen vorschlagen, der nicht nur die Freuden der Heiligen Familie bei der Geburt Christi behandelt, sondern auch die Sorgen.
Denn die äußeren Umstände der Geburt waren alles andere als „normal“, man denke bloß an die Tatsache, dass der Heiland in einem Stall geboren wurde.
Autor ist Plinio Corrêa de Oliveira, ein katholischer brasilianischer Publizist, von dem wir schon mehrere Bücher veröffentlicht haben, etwa seine gesammelten Kommentare über die Abhandlung von der wahren Andacht zur Muttergottes vom hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort“.
Ich bin sicher, dass auch Ihnen dieser Text Trost und Hoffnung in diesen Tagen der Unsicherheit bringen wird.

Sorgen und Freuden Unserer Lieben Frau und des Heiligen Josef
bei der Geburt des Jesuskindes

Plinio Corrêa de Oliveira

Wir werden in Kürze Weihnachten feiern, aber in der Tat wissen wir noch nicht unter welchen Bedingungen diese Feier stattfinden wird. Auf Grund der moralischen, sozialen und gesundheitlichen Krisen, die uns heutzutage plagen, werden wir Heiligabend in Ungewissheit, Unsicherheit und Prüfung durchgehen.

Jemand könnte wohl einwenden: Unter diesen Umständen wird dies eigentlich eine Weihnachtsnacht sein? Besteht Heiligabend nicht nur aus Freuden, Trost und Zufriedenheit? Wie lässt sich eine Spur von Traurigkeit und Besorgnis mit Weihnachten vereinbaren?

Unsere Liebe Frau und der hl. Josef hatten am Heiligabend im Stall von Bethlehem Freuden, die keine Seele ausdrücken kann. Vor allem natürlich die Mutter Gottes.

Es ist jedoch auch wahr, dass sie viel Bedrängnis durchgemacht hatten.

Sie hatten vergebens eine Unterkunft an einem Ort gesucht, an dem zumindest relativ würdig das Jesuskind geboren werden konnte.

Und der hl. Josef sah sich im Zustand der Demütigung, da seine Frau ein Kind in einem Stall gebären und in eine Krippe legen musste. Für solch ein fabelhaftes Wunder hätte es keine demütigeren Bedingungen für eine Geburt geben können. Man kann sich den Kummer Josefs und Marias vorstellen, dass sie nichts mehr als das dem Jesuskind darbringen konnten.

Und so sehen wir, dass sie an Heiligabend unergründliche und endlose Freuden hatten, aber auch ihre Schmerzen trugen.

Das Jesuskind ging über alles das hinweg. Es wusste genau, dass dies den höchsten Fügungen der Heiligen Dreifaltigkeit entsprach. Er, der das fleischgewordene Wort war, wusste es genau.

Aber der hl. Josef und die Mutter Gottes wussten es vielleicht nicht. Womöglich fragten sie sich, was der Grund für diese Situation wäre, und ob sie nicht eine gewisse Schuld daran hätten. Und wahrscheinlich bat der hl. Josef, der für den Unterhalt der Heiligen Familie verantwortlich war, um Vergebung für das, wofür er keine Schuld hatte, für den Stall, in dem der Sohn Gottes auf die Erde kam.

Aber ihre Freuden waren so überwältigend, dass wir die Traurigkeit, die sie hatten, völlig vergessen.

So sollten wir es am Heiligabend mit uns machen. Wir haben unsere Sorgen, wir sehen Krisen überall, in der Kirche und in der ganzen Welt. Nehmen wir an, dass wir mit einem Turm verglichen werden könnten, auf dem die Standarte Christi gehisst ist. Und wir stellen fest, wie klein dieser Turm für eine so große Standarte ist. Es ist wahr. Aber Unsere Liebe Frau wollte diese Standarte des Glaubens in unsere Seele befestigen und wir entfalten sie vor den Augen der ganzen Welt.

Das freut uns. Und die Tatsache, dass Unsere Liebe Frau uns dazu bestimmt hat, macht uns viel mehr Freude als die Traurigkeit, nicht so eifrig katholisch zu sein, wie wir eigentlich sein sollten.

Zu Füßen des neugeborenen Jesuskindes müssen wir für unsere Berufung, katholisch zu sein, danken. Diese Berufung ist ja nur möglich, weil Gott Mensch geworden ist und wegen der kostbaren Erlösung, die Er für uns erlangt hat. Wir sollten uns bei Unserer Lieben Frau, der universalen Mittlerin, Mutter des fleischgewordenen Wortes, und beim hl. Josef bedanken.

Aber wir müssen die Muttergottes, den hl. Josef und das Jesuskind um diese Seelenfreude bitten, die allen Sorgen widersteht, die sich in der Freude und sogar in der Perspektive des Opfers bestätigt. Gewiss gibt uns die Botschaft von Fatima die Gewissheit des Sieges, als Unsere Liebe Frau versprach: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren“.

Der Tag des Sieges Unserer Lieben Frau in der Welt wird für uns so sein, wie einst der Weihnachtstag war. Möge Unsere Liebe Frau uns zu Weihnachten all diese Freuden und Gnaden schenken und uns reichlich begünstigen, damit wir immer mehr ihrer und dem Jesuskind angehören. (801220)