„… Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“

Wir kennen viele Bilder,
welche die Passion unseres Herrn auszudrücken suchen, aber mit diesem Rundbrief
lege ich Ihnen ein für uns ungewohntes Bild vor, auf dem eine nicht biblische
Randszene der Passion festgehalten wurde. Vermutlich wollte der Maler ein
Geschehen des Gründonnerstags einfangen, wie er es sich vorgestellt hat. Wir
sehen darauf die Mutter des Herrn, völlig in sich versunken. Sie wird
dargestellt als diejenige, die alles, was ihr über ihren Sohn gesagt wurde, in
ihrem Herzen erwog. Neben ihr der hl. Apostel Petrus, der sich die Tränen
trocknet und sich zu ihr beugt. Vielleicht hat er ihr von all den Begebenheiten
des Gründonnerstagabends erzählt. Seinem Gebet am Ölberg, der Gefangennahme und
Verschleppung in den Hof des Hohenpriesters, den dortigen Anklagen und
Misshandlungen und, vor allem, von seinem eigenen Verrat an ihrem Sohn. Dass er
vor lauter Angst eingeknickt war, anstatt ein Bekenntnis abzulegen.
Noch wenige Stunden zuvor
hatte Petrus großspurig angekündigt: „Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich
werde dich nie verleugnen.“ Doch jetzt, in der Dunkelheit der Nacht, sucht er
die noch wachende Mutter Jesu auf, um sein Versagen zu bekennen. Nach der
Verleugnung des Petrus schreibt das Evangelium:
„Da wandte sich der Herr um
und blickte Petrus an. Und er ging hinaus und weinte bitterlich“ (Lk 22,61).
Vielleicht führte ihn sein erster Weg wirklich zu Maria. Vielleicht suchte er
bei ihr Abbitte und Trost. Nun sehen wir die beiden beieinander in der Stille
der Nacht. Maria scheint auf das zu sinnen, was ihr Sohn gerade erleidet,
Petrus beweint den vergangenen Verrat. Und obwohl sie nicht miteinander
sprechen, obwohl sie sich nicht berühren, sehen wir, dass sie verbunden sind
durch den, der ihnen geraubt worden ist.
Möge dieses Bild ein Anlass
sein, die Passion des Herrn mit neuen Augen zu sehen. Mit den Augen Mariens,
die alles im Blick hat, von der Verkündigung und der Geburt ihre Sohnes, bis
hin zum großen Opfertod am Kreuz und seinem Begräbnis. Im stillen Erwägen und
Betrachten, den Blick hoffnungsvoll auf den Ostermorgen gerichtet. Aber auch
mit dem Blick Petri, der die eigene Schuld und das eigene Versagen vor Augen
hat, das ihn zu Tränen rührt und ihm Reue schenkt, die aber auch ihm ein wahres
Ostern bescheren wird, in der Vergebung durch den Auferstandenen.
P. Andre Hahn FSSP, Rektor des
Canisianum Saarlouis
Aus „Der Canisiusbote“,
Rundbrief der Priesterbruderschaft St. Petrus für das Saarland. April 2017