Maria Himmelfahrt (nach Anna K. Emmerich)

Schmückung des Sarges der Gottesmutter und Grablegung

Nun legten sie den heiligen Leib [der Gottesmutter] in den Sarg […], der wie ein Bettchen zur Seite stand, er war wie ein Brett mit niederem Rand und hatte eine leichte, gewölbte Decke und war wie ein länglicher Korb.

Jetzt legten sie ihm einen Kranz von weißen, roten und himmelblauen Blumen als Zeichen der Jungfräulichkeit auf die Brust.

Nun traten alle Apostel, Jünger und Anwesende herein, um das liebe heilige Antlitz noch einmal zu sehen, ehe es verhüllt war. Sie knieten unter vielen Tränen still um die heilige Jungfrau herum und berührten die auf der Brust eingewickelten Hände Marias, Abschied nehmend, worauf sie sich hinwegbegaben. […]

Hierauf sah ich den Sarg auf eine Tragbahre legen und von Petrus und Johannes auf den Schultern aus dem Hause hinaustragen. […] Ein Teil der anwesenden Apostel und Jünger ging voraus, andere und die Frauen folgten. Es dämmerte schon, und es wurden Leuchter auf Stangen um den Sarg getragen. – So ging der Zug auf dem Kreuzweg Marias bis zur letzten Station und kam über dem Hügel dem Stationsstein vorüber zur Rechten des Grabeinganges an. Hier setzten sie den heiligen Leib nieder, und vier brachten ihn in die Grabhöhle und legten ihn in das ausgetiefte Totenlager. Alle Anwesenden gingen noch einzeln hinein, legten Gewürze und Blumen umher, knieten und opferten Tränen und Gebet. Es waren viele, Schmerz und Liebe machten sie verweilen; es war schon Nacht, als die Apostel den Grabeingang verschlossen. […]

Sie kehrten zerstreut zurück und verweilten noch hie und da betend auf dem Kreuzwege, einzelne wachten auch im Gebet bei dem Grabe.

Mariä Himmelfahrt

Die Heimkehrenden [Apostel, Jünger und Frauen] sahen aus der Ferne ein wunderbares Leuchten über dem Grabe Mariä und waren dadurch gerührt, ohne zu wissen, was es eigentlich sei. Ich sah es auch und erinnere mich aus vielem anderen nur noch so viel davon. Es war, als senke sich vom Himmel eine Lichtbahn gegen das Grab nieder und eine feine Gestalt in ihr, gleich der Seele der heiligen Jungfrau, begleitet von der Gestalt unseres Herrn; aus dem Grabe aber erhob sich der Leib Marias leuchtend mit der leuchtenden Seele vereinigt und zog mit der Erscheinung des Herrn zu dem Himmel empor. […]

Ich sah in der Nacht mehrere Apostel und heilige Frauen in dem Gärtchen vor dem Grabenfelsen beten und singen. Es senkte sich aber eine breite Lichtbahn von dem Himmel zu dem Felsen, und ich sah sich in ihr eine Glorie von drei Kreisen, von Engeln und Geistern niederbewegen, welche die Erscheinung unseres Herrn und der leuchtenden Seele Marias umgaben.

Die Erscheinung Jesu Christi mit hell strahlenden Wundmalen schwebte vor ihr her. Um die Seele Mariä sah ich im innersten Kreis der Glorie nur kleine Kindergestalten, im zweiten Kreis erschienen sie wie von sechsjährigen Kindern und im äußersten gleich erwachsenen Jünglingen. Nur die Angesichter erkannte ich deutlich, alles Übrige sah ich nur wie schimmernde Lichtgestalten.

Als diese Erscheinung, immer deutlicher werdend, sich bis auf den Felsen ergossen hatte, sah ich von ihr bis hinauf in das himmlische Jerusalem eine leuchtende Bahn eröffnet.

Nun aber sah ich die Seele der heiligen Jungfrau, welche der Erscheinung Jesu folgte, bei dieser vorüber durch den Felsen in das Grab niederschweben und bald darauf mit ihrem verklärten Leib vereinigt, viel deutlicher und leuchtender aus demselben heraussteigen und mit dem Herrn und der ganzen Glorie in das himmlische Jerusalem hinaufziehen, worauf aller Glanz wieder einsank und der stille Sternhimmel die Gegend bedeckte.

Ob die vor dem Grabe betenden Apostel und heiligen Frauen alles dieses auch so gesehen haben, weiß ich nicht, aber ich sah, dass sie anbetend und staunend emporschauten oder sich erschüttert mit dem Gesicht auf die Erde niederwarfen.

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Im neuen Testament wird nichts über das Leben der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria nach Jesu Himmelfahrt berichtet; wer mehr über sie erfahren möchte, kann das mit Hilfe der Schriften der stigmatisierten Augustinernonne Anna Katharina Emmerich, die 2004 selig gesprochen wurde, tun. Diese sind kirchlich nicht anerkannt – damit ist es dem Glauben eines jeden Einzelnen überlassen, ob die folgenden Zeilen wirklich übernatürlichen Ursprungs sind. Sie sind dem Buch „Das Leben der heiligen Jungfrau Maria. Nach den Visionen der Augustinerin von Dülmen. Aufgeschrieben von Clemens Brentano. Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 1. Christiana-Verlag im Fe-Medienverlag. Kisslegg-Immenried. Neuausgabe 2018. S. 436 – 438.“ entnommen.