Leiden Jesu











Passion
Nun wieder naht die große Zeit,
Wo der Erlöser stritt den Streit,
Drin er die Hölle überwand
Und ihre Macht in Fesseln band.
Als Jesus in den Garten kam,
Sein Leiden blut’gen Anfang nahm.
All Laub und Gras voll Traurigkeit,
Es welkte aller Blumen Kleid.
Und seine Not war gar so hart,
Sein Schweiß wie Blutestropfen ward,
Sein Schweiß bis auf die Erde rann –
O Sünder! Sünder! Denk daran!

Eine Krone flocht der Feinde Zorn,
Ihm um das Haupt mit scharfen Dorn,
Und an der Säul‘, o Schmerzenspfahl!
Ertrug er still der Geiß’lung Qual.
Maria hört‘ den Hammerschlag,
Das war für sie ein Jammertag.
Sie seufzt: Soll meines Herzens Kron‘,
Soll ich verlieren meinen Sohn?
Maria unterm Kreuze stand,
Sie sah ihr Kind dran hangen wund,
Ihr Kind, das sie so sehr geliebt,
Wie war ihr Mutterherz betrübt!
Ein rauher Kriegsmann kam und stieß
Ihm in das Herz den scharfen Spieß,
Dass Blut und Wasser floss heraus –
O Freveltat, o arger Graus!
Die Bäume bogen sich vor Schmerz,
Dem Felsen borst sein steinern Herz,
Die Sonn‘ verlor den klaren Schein,
Die Vöglein stellten’s Singen ein.
Und wir noch suchen Freud und Scherz
Und bleiben kalt bei Jesu Schmerz?
Der ja für uns so litt und starb
Und Gnade uns und Heil erwarb!
                              (Altdeutsches Gedicht)
Quelle: Kirche und Leben – Alphons Maria Rathgeber –
Verlag Albert Pröpster – Kempten im  Allgäu