Herz-Jesu-Verehrer vor der hl. Margareta Alacoque – I.

Maria, die allerseligste Jungfrau und Mutter des Herrn

Als unser Herr und Heiland Jesus Christus am Kreuze gestorben war, da hat die göttliche Vorsehung es so gelenkt, dass ein Soldat mit seiner Lanze die Linke Seite der Brust, wo sich das Herz befindet, ihm durchbohrt hat. Einige christliche Schriftsteller, wie Zyprian und Pondentius, sagen, dass die Lanze auf der rechten Seite in den Leib des Herrn gedrungen und das Herz durchschnitten habe, und an der linken Seite mit der Spitze hervorgekommen sei. „Und es ist geschehen“, wie der hl. Bernhard schreibt, „damit wir durch die sichtbare Wunde seines Herzens schauen möchten die unsichtbare Wunde seiner Liebe.“
„Es war die Liebe Jesu“, sagt der hl. Bernhardin von Siena, „die den Arm und die Lanze des Soldaten lenkte, und seine Lanze sollte der Schlüssel sein, der den Schrein dieser heiligen Brust uns öffnete, damit wir finden könnten das Herz Jesu, das er selber, dem es gehört. Und geben wollte
als Gegenstand andächtiger Verehrung,
als reiche Quelle aller Gnaden,
als Vorbild unserer Herzen.“
Heutzutage ist die Andacht zum Herzen Jesu weit verbreitet; sie gleicht in der Tat schon einem großen, herrlichen Strom, der voll und reich sich hinzieht durch das ganze göttlichen Gebiet des Reiches Gottes auf der Erde.
Aber die Quelle dieses Stroms, wo haben wir sie zu suchen? Da die Andacht zum Herzen Jesu und der Glaube an die Gottheit Jesu und das Andenken der Liebe Jesu sich berühren, so könne wir sagen: die Andacht zum Herzen Jesu ist der Sache nach so alt als das Christentum.
Es liegt nicht ferne, als die erste Verehrerin des Herzen Jesu, Maria seine Mutter zu bezeichnen. Oder wie? Wenn er an ihrem Mutterherzen ruhte, wenn da ein Strom von Gnade aus seinem Herzen an das ihre, und ein Strom von Liebe aus ihrem Herzen an das seine hinüberwogte, was war das anderes von ihrer Seite, als eine heilige Herz-Jesu-Andacht!
Und wenn der hl. Bernardus sagt von Jesus und Maria: „Sie waren ein Herz und eine Seele!“, so sagt er damit in gewissem Sinne nichts anderes von Maria, als dass ihr ganzes Leben, ihr Denken und Fühlen, Tun und Lassen, eine stete und tatsächliche Herz-Jesu-Andacht war.

(Fortsetzung folgt)

Quelle: Anton Steeger: „Das goldene Herz-Jesu-Buch“. Verlag Eduard Mager, Donauwörth. Imprimatur 26.03.1909.