Die heiligen Märtyrer von Gorkum

In den calvinistischen Niederlanden, die sich im Achtzigjährigen Krieg (1568-1648) vom katholischen Spanien lossagten, war an praktischer Glaubensausübung für Katholiken nicht mehr zu denken. Das Leben wurde ihnen schwer gemacht. Zahlreiche Pfarreien waren überdies verwaist. Doch davon ließen sich viele Gläubige nicht unterkriegen und ersuchten um Ordensleute und Priester aus Deutschland nach.
Als im Juni 1572 Geusen, die oft als Kaperfahrer spanische Schiffe ausraubten und sich aus unzufriedenen Edelleuten, fanatischen Calvinisten und Söldner zusammensetzten, Gorkum – das heutige Gorinchem an der Maas – besetzten, wurden alle Ordensleute und Priester, derer man habhaft werden konnte, festgenommen. Dabei hatte ihr Anführer, Marinus Brandt, allen Bewohnern der südholländischen Stadt eigentlich Schutz und volle Religionsfreiheit zugesagt – auch den Geistlichen.
Der Stadtkommandant, Kaspar Türk, ein erfahrener Offizier und loyaler Gefolgsmann des spanischen Königs, misstraute Brandt und zog sich mit seinen Soldaten in die Burg zurück, wo auch Geistliche und einige Frauen Aufnahme fanden. Doch sein Regiment konnte der Übermacht der Eindringlinge nur für kurze Zeit Widerstand entgegensetzen. Die Geistlichen ahnten derweil wohl, dass die Geusen wortbrüchig werden könnten. Sie beichteten und empfingen die heilige Kommunion, noch bevor die Geusen die Festung einnahmen. Es sollte sich zeigen, dass sie in weiser Voraussicht gehandelt hatten, denn für die meisten von ihnen war es die letzte heilige Wegzehrung, die sie aber umso stärker in ihrem letzten Kampf machte.
Unter den 20 Priestern und Ordensleuten waren 13 Franziskaner, ein Augustiner und vier Weltpriester, die sofort nach Einnahme der Burg durch die Geusen gefangengenommen und auf grausame Weise misshandelt wurden. Sie schreckten auch nicht davor zurück, selbst einen neunzigjährigen Franziskaner, Willehald, zu foltern. Während ein Soldat ihm immer wieder wütend ins Gesicht schlug, erwiderte der ehrwürdige Ordensmann dies immer wieder mit einem leisen, aber bestimmten „Deo gratias“.
 Zwar wurden zwei von den Weltpriester nach ein paar Tagen freigelassen, aber nur weil ein hohes Lösegeld für sie gezahlt wurde. Ein anderer, der schwach wurde, sagte sich los. Für ihn kam ein Dominikaner, der hl. Johannes von Köln. Er war Pfarrer in der Umgebung von Gorkum und kam auf die Nachricht von der Festsetzung aller Priester in die Stadt, um hier zu missionieren. Sofort zog er sich den Zorn der Geusen zu, die ihn zu den anderen Priestern in den Kerker warfen.
Weil die Geusen mit Widerstand von Seiten der katholischen Bürger rechneten, wenn man die misshandelten Gefangenen abführen würde, entschied man sich, dies im Schutz der Dunkelheit zu tun. Man brachte sie weiter maasabwärts nach Brielle. In Verhören bot man ihnen die Freiheit an, wenn sie ihrem Glauben abschwörten und die Gegenwart Christi in der Eucharistie und den Primat des Papstes leugneten. Sie aber blieben standhaft und ertrugen die grausamen Folterungen.

Am 9. Juli 1572 wurde 19 Priester und Ordensleute, darunter der Dominikaner Johannes von Köln, elf Franziskanern, zwei Prämonstratensern, ein Augustiner und vier Weltpriestern, hingerichtet. Papst Pius IX. sprach die Märtyrer von Gorkum am 29. Juni 1867 heilig.