Der Bonifatius-Brunnen bei Kalbach

Bonifatius, auch der „Apostel des Deutschen“ genannt, begann wie man weiß, sein Missionswerk um 716 in Friesland und kam dann nach Hessen und Thüringen, Franken und Bayern. Als er alt geworden war und spürte, daß sein Leben langsam zu Ende ging, wollte er wohl dieses Ende mit dem Anfang verknüpfen. Er übertrug im Jahre 754 das Bistum Mainz, dem er vorgestanden hatte, an seinen Schüler und Freund Lullus und begab sich wieder mit einigen Begleitern nach Friesland. Dort wurden sie alle bei Dokkum von den heidnischen Friesen erschlagen.

Man brachte den Toten zunächst nach Utrecht und setzte ihn dort in der Kirche bei. Doch Lullus schickte Leute aus, die den Leichnam holen sollten, denn er wußte wohl, daß es der Wunsch des Bonifatius gewesen war, in Fulda seine letzte Ruhestätte zu finden. Die Utrechter weigerten sich zunächst, den Leib des Märtyrers herauszugeben, bis sie dann ein Zeichen erhielten: die Kirchenglocke begann von selbst zu klingen.

Der Heilige wurde zu Schiff nach Mainz gebracht. Obwohl die Fahrt stromauf ging, wurden die Ruder gebraucht. Von dort bewegte sich der Zug zu Lande zunächst auf der alten Römerstraße weiter. Bonifatiuskreuze, Bonifatiuskirchen und -kapellen erinnern noch heute daran. Am ersten Tag kam man bis in die Nähe von  Kalbach und machte Nachtrast auf der Höhe zwischen diesem Ort und Niederursel. Den Sarg bettete man auf grünem Reisig und spannte ein Zelttuch darüber.

Als der Zug am nächsten Morgen wieder aufbrechen wollte und die Träger die Kostbare Last, den Sarg, anhoben, da war ein neues Wunder geschehen. Unter dem grünen Reisig sprudelte eine lebendige Quelle hervor. Ihr Wasser erwies sich in der Folge als heilkräftig und schenkte vielen kranken neue Gesundheit.

 

Quelle: Taunus-Sagenschatz – 190 Sagen erzählt von Helmut Bode – Verlag Waldemar Kramer – Frankfurt am Main – Seiten: 54 und Teil 55.