Das Herz Jesu gibt auch den Judas nicht auf…

Jesus offenbart der Welt die Barmherzigkeit seines
göttlichen Herzens während seines Leidens

JUDAS

Jesus wäscht Judas, welcher ihn verraten wird, die Füße, um ihn zu rühren und zu bekehren. Judas bleibt gefühllos.
Jedoch das Herz Jesu gibt ihn noch nicht auf. Im Garten von Gethsemani wird er einen letzten Versuch machen, seinen untreuen Apostel zu retten. Im Augenblick, da dieser durch den verräterischen Kuss sein Verbrechen ausführt, ist Jesus weit davon entfernt, ihn zurückzustoßen.
Mit dem gütigsten Ton und dem zartesten Vorwurf sagt er: „Mein Freund, wozu bist du gekommen?

Wie konnte Jesus es ertragen, dass der Verräter seine unreinen Lippen auf sein göttliches Antlitz drückte? Jesus hätte zum mindesten diesen unreinen Kuss vermeiden müssen! – Er hat es aber nicht gewollt, um einen neuen Beweis seines Mitleids und seiner barmherzigen Güte zu geben, die so sehnlichst verlangt, das Herz seines untreuen Apostels zu rühren und von neuem seine Liebe zu gewinnen.
Verlorene Mühe! Judas gefühllos und habgierig, wird für dreißig Silberlinge seinen göttlichen Meister verraten und am Abend verzweifelt sich erhängen!
Hier ist es angebracht, die entzückende Geschichte zu berichten, welche uns René Bazin in seinem Buche über Frankreich erzählt: Kurz nach meinem Besuch im Museum in Cluny wohnte ich einer Religionsstunde für hundert kleine Knaben in einer Pfarrkirche in Paris bei. Die Umgebung war arm wie die Kirche. Als ich eintrat, erzählte der Kaplan den Verrat des Judas, der seinen Meister verkaufte. Er endigte seine Erzählung mit den Worten: Judas wurde von Verzweiflung gepackt und erhängte sich.
Sogleich erhob sich einer der kleinsten der Jungen, stieg auf die Bank und gab ein Zeichen, dass er sprechen wolle. „Ich habe dich nicht gefragt“, sagte der Priester, welchen Gedanken hast du?“ „Ich möchte sagen, was ich getan hätte, wenn ich Judas gewesen wäre.“ „Nun was?“ Die anderen Jungen hatten sich zu ihm gewendet. Dieser aber hörte nur sein Herz sprechen und antwortete sicher:

„Ich hätte mich an den Hals des guten Jesus gehängt.“

 

Quelle:  Triumph und Barmherzigkeit – A. Lhermitte S.D.B. – Das heiligste Herz Jesu im Evangelium und der Geschichte – Verlag Salesianische Offizin – München