Das ganze Leben Christi ist Mysterium

Vieles, was menschliche Wißbegierde von Jesus erfahren möchte, findet sich in den Evangelien nicht. Über sein Leben in Nazaret wird fast nichts gesagt, und selbst von einem großen Teil seines öffentlichen Lebens ist nichts berichtet. Was in den Evangelien aufgezeichnet wurde, ist „aufgeschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20, 31).

Die Evangelien sind von Menschen geschrieben, die unter den ersten Glaubenden waren und den Glauben anderen mitteilen wollten. Da sie im Glauben wußten, wer Jesus ist, konnten sie in seinem ganzen Erdenleben die Spuren seines innersten Geheimnisses sehen und andere darauf hinweisen.

Im Leben Jesu ist alles – von den Windeln bei seiner Geburt bis zum Essig bei seinem Leiden uns zum Grabtuch bei seiner Auferstehung – Zechen seines innersten Geheimnisses. Durch seine Taten, seine Wunder, seine Worte wurde offenbar, daß in ihm „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ wohnt (Kol 2,9). Sein Menschsein erscheint so als das „Sakrament“, das heißt als das Zeichen und Werkzeug seiner Gottheit und des Heils, das er bringt: Was in seinem Leben zu sehen war, verwies auf das unsichtbare Mysterium seiner Gottessohnschaft und seines Erlösungsauftrags.

Quelle:  Katechismus der Katholischen Kirche – Oldenbourg   –   Benno   –   Paulusverlag   –    Veritas. 1993