Das Credo: Wer sich Gott nähert, muß anfangen zu glauben

Zum Credo schreibt der heilige Ludwig Grignion von Montfort: „Das Credo oder Apostolische Glaubensbekenntnis, das man nicht nur bei der Heiligen Messe sondern auch am Kreuz des Rosenkranzes betet, ist als heiliger Abriss und Inbegriff der Christlichen Wahrheiten ein sehr verdienstliches Gebet, weil der Glaube der Grund und das Fundament und der Anfang aller christlichen Tugenden, aller ewigen Tugenden und aller Gott wohlgefälligen Gebete ist. Accendentem ad Deum credere oportet: „Denn wer zu Gott kommen will, muß glauben, daß er ist (Hebr. 11, 6).“ Wer sich Gott im Gebete nähern will, muß mit dem Glauben beginnen, und je mehr Glauben er hat, desto mehr Kraft und Verdienst wird sein Gebet in sich selber haben und um so mehr Gott verherrlichen.

Ich halte mich nicht dabei auf, die Worte des Apostolischen Glaubensbekenntnisses zu erläutern; aber ich kann nicht umhin zu erklären, daß die drei ersten Worte: „Credo in Deum, ich glaube an Gott“, welche die Akte der drei göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe in sich schließen, eine wunderbare Wirksamkeit besitzen, die Seele zu heiligen und die Dämonen niederzuschmettern. Mit diesen Worten haben manche Heilige die Versuchung überwunden, besonders jene gegen den Glauben, die Hoffnung und die Liebe, sei es während des Lebens, sei es in der Todesstunde. Das waren die letzten Worte, die der heilige Märtyrer Petrus von Verona so gut es ging, mit dem Finger in den Sand schrieb, nachdem ihm ein Irrlehrer mit einem Säbelhieb den Kopf gespalten hatte und er in den letzten Zügen lag.

Da der Glaube der einzige Schlüssel ist, der zu den im Rosenkranz eingeschlossenen Geheimnissen Jesu und Mariä Eintritt gewährt, muß man ihn mit dem aufmerksamen und andächtigen Beten des Credos beginnen, und je lebendiger und stärke unser Glaube ist, um so verdienstlicher wir auch der Rosenkranz sein.

Dieser Glaube muß lebendig und von der Liebe beseelt sein, d.h. um den Rosenkranz gut zu Beten, muß man im Stand der heilig machenden Gnade sein oder sich wenigstens um Erlangung des Gnadenstandes bemühen.

Der Glaube muß stark und beharrlich sein, d.h. man muß in der Übung des heiligen Rosenkranzes nicht nur fühlbare geistliche Tröstungen suchen, mit anderen Worten, man darf ihn nicht unterlassen, weil man eine Menge unfreiwilliger Zerstreuungen im Geiste, einen unerklärlichen Widerwillen in der Seele, eine niederdrückende Unlust und fast immerwährende Schläfrigkeit im Körper fühlt. Weder fühlbare Tröstung noch Seufzer noch Gefühlsausbrüche, weder Tränen noch fortwährende Anstrengung der Einbildungskraft sind erfordert, um seinen Rosenkranz gut zu beten. Der reine Glaube um die gute Meinung genügen: „Sola fides sufficit.“ (Der Heilige Rosenkranz, S. 41 – 43)

Die langsame, aufmerksame und andächtige Erwägung der Worte des Glaubensbekenntnisses ist also eine hervorragende Weise des Betens; unfreiwillige Zerstreuungen nehmen ihm jedoch nicht seinen Wert, vorausgesetzt, daß die Person es in der rechten Absicht betet, ihren Glauben an Gott zu bekennen.

Quelle: Der Rosenkranz, Bedeutung und Wirksamkeit – Antonio Borelli Machado – Aktion „Deutschland brauch Mariens Hilfe“ – DVCK e.V.