„Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“

Nichts entzog sich der Weisheit und Macht Christi: die
Elemente der Natur standen ihm zur Verfügung, die Geister gehorchten ihm, die
Engel dienten ihm… Doch im ganzen Universum ist Petrus allein auserwählt, den
Vorsitz zu führen bei der Berufung aller Völker, bei der Leitung aller Apostel
und aller Kirchenväter. So sollte Petrus, obwohl es im Volk Gottes viele
Priester und Hirten gibt, alle führen, wobei Christus sie zudem als Haupt
führt… 
Der Herr fragt alle Apostel, für wen die Leute ihn
halten. Und sie alle sagen dasselbe, wobei sie ausführlich die Zweifel
darlegen, die von der Unwissenheit der Menschen herrühren. Aber als der Herr
die Meinung der Jünger selbst zu hören verlangt, bekennt derjenige als erster
den Herrn, der in der Rangordnung der Apostel die erste Stelle einnimmt. Er
sagt: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“, und Jesus
antwortet ihm: „Selig bist du Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben
dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel“. Das bedeutet: Selig bist du,
denn mein Vater hat dich das gelehrt; die Meinung der Welt hat dich nicht
irregeleitet, sondern eine Eingebung des Himmels hat dich unterwiesen; nicht
Fleisch und Blut haben dir erlaubt zu enthüllen, wer ich bin, sondern Er,
dessen einziger Sohn ich bin. 
„Ich aber sage dir“ bedeutet: Wie mein Vater dir mein
göttliches Wesen offenbart hat, so lasse ich dich deiner Vorrangstellung
bewusst werden. „Du bist Petrus“ bedeutet: Ich bin der unerschütterliche Fels,
der Eckstein, der die beiden Völker zu einem einzigen macht, der Grund, der
gelegt ist — und niemand kann einen anderen Grund legen (1 Kor 3,11); aber auch
du bist Fels, denn du bist dauerhaft durch meine Kraft, und was mir zu eigen
ist durch meine Kraft, das hast du in Gemeinschaft mit mir, an der du teilhast.
„Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“. Auf diesen festen Grund, sagt
Jesus, werde ich einen unvergänglichen Tempel erbauen, meine Kirche, und seine
Spitze soll bis zum Himmel reichen; er wird auf der Festigkeit dieses Glaubens
in die Höhe ragen. 

Hl. Leo der Große (? – um 461), Papst und Kirchenlehrer 
4. Predigt anlässlich des Jahrestags seiner Weihe 
Quelle: „Evangelium Tag für Tag“

Fest Kathedra
Petri  
Die Zeit vom 13. bis 23.
Februar war im heidnischen Rom der Erinnerung an die verstorbenen Angehörigen
geweiht. Bei der Feier wurden für die Toten Speisen und ein Stuhl (cathedra)
bereitgestellt. Die Christengemeinde gedachte in dieser Zeit des Apostels
Petrus, des Vaters ihres Glaubens. Die kirchliche Ablehnung des Totenmahls seit
dem 4. Jahrhundert hatte zur Folge, dass man den Stuhl des Petrus nunmehr als
Lehrstuhl, als Symbol des Lehramts verstand. Gegenstand des christlichen Festes
war aber nicht der Stuhl, sondern die Übernahme des römischen Bischofsstuhls
durch den hl. Petrus, oder richtiger: die Berufung des Petrus zum Lehramt in
der Kirche. Ein zweites Fest der Kathedra des Petrus wurde seit dem 6. oder 7.
Jahrhundert in Gallien am 18. Januar gefeiert. Es wurde dann auch von der
römischen Kirche übernommen, aber Papst Johannes XXIII. hat aus beiden Festen
wieder ein einziges gemacht und es auf den heutigen Tag (22.2.) festgelegt.

http://www.erzabtei-beuron.de/schott/proprium/Februar22.htm